Interfraktioneller Antrag zum Gedenkort für die Opfer der NS-Euthanasie Morde

19.04.2011 - Kategorie: Aktuelles

Er ist ein Stück näher gerückt, der „würdige“ Gedenkort an der Tiergartenstraße 4, hinter der Berliner Philharmonie. Wo bis jetzt verstreute Gedenkzeichen, Tafeln und Hinweisschilder  sowie die nachträglich zum Erinnerungsort umgedeutete Großplastik von Richard Serra Berlin Junction stehen, soll es nun laut einem Antrag aller Bundestags-fraktionen (außer der Linken, die durften nicht mitmachen) das Ziel sein,

"...das bestehende Denkmal und den Gedenkort so aufzuwerten, dass dem Anliegen, am Ort der Täter über die Dimension des Verbrechens und seine Opfer zu informieren, entsprochen werden kann. "(Bundestagsdrucksache 17/5493, 13.4.2010)

Weiters soll es gelingen, unter Federführung der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stiftung Topographie des Terrors

  • o den historischen Ort sichtbar zu machen,
  • o über den Ort, die Opfer, das Verbrechen und die Täter aufzuklären und zu
  • informieren,
  • o sowie auf bereits bestehende Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in den
  • Ländern und in Europa zu verweisen,

Ausserdem wollen die Fraktionen

"...die für den Gedenkort erforderlichen Mittel im Rahmen des Haushaltes des Beauftragten für Kultur und Medien gemeinsam mit dem Land Berlin bereit[zu]stellen."

Die spannende Frage ist die, was nun genau dort entstehen soll: Ein Denkmal, ein Gedenkort? Mit oder ohne Informations- und Dokumentationscharakter?  Sigrid Falkenstein, eine der Initiatorinnen des „Runden Tisches T4“ formulierte:

"Damit unsere Forderungen nach Information und Dokumentation nicht völlig aus dem Blickfeld geraten, kommt es jetzt vermutlich darauf an, wie die Rahmenbedingungen für den demnächst auszuschreibenden Wettbewerb formuliert werden.  Insofern sind unser bürgerschaftliches Engagement und unsere volle Aufmerksamkeit nach wie vor wichtig!"

Auch der Arbeitskreis zur Erforschung der Geschichte der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation, ein Verbund von Wissenschaftlern, die teilweise seit Jahrzehnten an der Erforschung der Euthanasieverbrechen arbeiten, fordern einen Gedenk- und Informationsort, an dem auch Veranstaltungen und Seminare abgehalten werden können.