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Opferbiografie: Erna Wippler, Porträtfoto Erna Wippler
Opferbiografie
Emma Schweizer
18821940

Emma Schweizer (verh. Wippler)
Näherin aus Rehetobel

geb. 05.06.1882 in Konstanz (Baden-Württemberg)
gst. 27.06.1940 in Grafeneck (Baden-Württemberg)

Emma Wippler, geb. Schweizer, wurde mit 58 Jahren ermordet. Sie war sechsfache Mutter. Emma Wippler wurde am 5. Juni 1882 in Rehetobel, einem kleinen Ort bei St. Gallen, geboren und erlernte den Beruf der Näherin. Im Alter von 30 Jahren heiratete sie Eugen Wippler am 19. Oktober 1912 in Basel. Heinrich, das erste Kind, wurde 1914 im ersten Kriegsjahr des 1. Weltkriegs geboren. Der Säugling starb aber bereits nach wenigen Wochen. Aus der Ehe gingen dann, von 1918 bis 1926, weitere fünf Kinder hervor.

Opferbiografie: Erna Wippler, Porträtfoto Erna Wippler
Porträtfotografie von Erna Wippler, geb. Schweizer. Aufnahmezeitpunkt unbekannt.
Biografie erstellt am 15.01.2018, letzte Aktualisierung: 25.01.2018
Schreiben aus Grafeneck

"All unsere ärztlichen Bemühungen hatten leider keinen Erfolg mehr ..... um einer möglichen Seuchengefahr, die jetzt während des Krieges besonders gross ist, vorzubeugen, musste die Verstorbene ... sofort eingeäschert werden."1

  1. Schreiben aus Grafeneck an den Ehemann von Emma Wippler, 20. Juli 1940. Als Tarnadresse war die T4-Tötungsanstalt Hartheim angegeben.

Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen. Den erlernten Beruf als Küfer konnte ihr Mann nach der Heimkehr aus dem 1. Weltkrieg nicht mehr ausüben. Er gründete eine kleine Milchhandlung.

Die grösser werdende Familie wohnte zuerst in der Hussenstr. 14, dann in der Hussenstr. 48 und danach in der Kanzleistr. 7, im 2. Obergeschoss.

In diesen anstrengenden und kräftezehrenden Jahren erkrankte Emma Wippler psychisch, wurde schwermütig, vom Alltag immer mehr überfordert. Ab dem 27. Juli 1929 war sie elf Jahre lang Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt Reichenau.

Ihre 5 Kinder, im Alter zwischen 3 und 11 Jahren, hatten plötzlich ihre Mutter verloren. Die Familie bezog in der Alemannenstrasse eine Wohnung im sog. Hindenburg-Block, eine Haushälterin versorgte die Kinder. Die Mutter ersetzen konnte sie jedoch nicht. Die Kinder konnten natürlich nicht begreifen, warum ihre Mutter fort war und litten sehr unter der Trennung. Es blieben nur die sonntäglichen Besuche. Die jüngste Tochter wurde von der Schwester von Eugen Wippler in Frankreich adoptiert.

Sieben Jahre nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Emma Wippler wie Tausende andere als psychisch Erkrankte erfasst und geriet dadurch in die anlaufende Todes­maschinerie des sogenannten Euthanasie-Programms. 

Tatsache ist: Emma Wippler starb nicht in Hartheim und sie starb an keiner Krankheit. Sie wurde bereits 3 Wochen, bevor ihr Ehemann die Todesnachricht erhielt ermordet. Man findet ihren Namen unter Nr. 64, von insgesamt 75 Frauen, auf der Transportliste von der Reichenau zur Tötungsanstalt  Grafeneck auf der schwäbischen Alb.

Emma Wippler wurde am Vormittag des 27. Juni 1940 in einem der grauen Busse mit weissgetünchten Fenstern abgeholt und wenige Stunden später in Grafeneck vergast und eingeäschert.

Recherche: Roland Didra.

Assoziationen

Assoziationen
As­so­zi­a­tive Beziehungen und Verknüpfungen

Alle Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen haben ihre Individualität. Manche wurden jedoch aus ähnlichen Motiven verfolgt, einige teilten zum Beispiel Gewaltererfahrungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Andere wiederum wurden doppelt sigmatisiert: Weil sie als psychisch krank und behindert galten und als homosexuell und jüdisch definiert wurden.
Diesen Verknüpfungen versuchen wir mit "Assoziationen" nachzugehen. Sie ermöglichen es auch, geographische Beziehungen in unserer Datenbank zu recherchieren. Sie können also erforschen, wer am selben Ort oder Region lebte, wer in der selben Anstalt lebte und ermordet wurde.

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