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Historischer Ort: Denkmal der Grauen Busse, Porträt 6
Opferbiografie
Eugen Kuhn
19071940

Eugen Kuhn
Metzger aus Ravensburg (Baden-Württemberg) (evangelisch)

geb. 18.01.1907 in Schnaitheim (Baden-Württemberg)
gst. 20.05.1940 in Grafeneck (Baden-Württemberg)

Von Paul-Otto Schmidt-Michel

Eugen Kuhn 12, geboren am 18.1.1907 in Schnaitheim, Kreis Heidenheim, wurde am 7.7.1935 in der Heilanstalt Weißenau aufgenommen; sein letzter Wohnsitz war Ravensburg, wo er als Metzger arbeitete.

Biografie erstellt am 07.05.2018, letzte Aktualisierung: 31.05.2018

Offensichtlich waren die Eltern zugegen: Der aufnehmende Arzt schreibt in der Akte die Vorgeschichte „nach Angaben der Eltern“. Der Vater, der als „Metzger im Gespinstmarkt“ in Ravensburg arbeitete, berichtet: „Bis vor 3-4 Tagen haben die Eltern, bei denen der im Schlachthof beschäftigte K. wohnt, nichts besonderes an ihm gemerkt. Dann habe er angefangen, unregelmäßig zu essen, sei auch aufgeregt gewesen. Am 6.Juli nachmittags nach der Arbeit äußerte er, er gehe fort und komme nicht wieder, man habe ihm eine Falle gestellt
(...) Nachts sei er gegangen, um 6 Uhr früh wiedergekommen (...) Seinen Schlachthof- und Hausschlüssel warf er zum Fenster hinaus.“ Er sei dann zum Tierarzt des Schlachthofs gegangen, dort habe er „verwirrt gesprochen“, der Tierarzt riet ihm ins Krankenhaus zu gehen. Er befolgt dies und vom Krankenhaus habe man ihm „wegen steigend aufgeregten Wesens“ in die Anstalt gebracht. In den Tagen nach seiner Aufnahme sei er „redselig, guter Dinge, geordnet“ gewesen und er „rückt aus“. Im Oktober wird geschrieben, dass er zum katholischen Glauben wechseln möchte, „ideenflüchtig“ sei und sich mit Lesen unterhalte. Von 1936 bis 1940 zieht er sich immer mehr zurück, arbeitet nicht mehr, er sei „unzugänglich und widerspenstig, schimpft, schneidet Grimassen“. Der letzte Eintrag findet sich am 3.1.1940 „liegt im Bett und schaut vor sich hin“.

Eugen Kuhn wird im Alter von 33 Jahren am 20.5.1940 in Grafeneck getötet.

Assoziationen

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