
Herta Martha Wieland (geb. Ostwald)
ohne Beruf aus Potsdam (Brandenburg)
Ihre Mutter: Anna Ida Martha Siewert, geb. Os(t)wald, Geburtsdatum und -ort sowie Hertas Vater sind unbekannt. Die Mutter wurde am 1.10.1942 nach Limsdorf/Möllendorf (Kreis Beeskow-Storkow) evakuiert und zog nach Kriegsende im Juni 1945 nach Falkenberg bei Berlin. Sie hatte drei weitere Kinder (Namen, Daten und Orte sind unbekannt).
1935/36: lernte Herta (ohne Beruf) den Schlosser Helmut Hermann Karl Wieland (geb. 1911 in Potsdam) in Neuruppin kennen. Sie heirateten am 7. März 1936 und zogen nach Treuenbrietzen. Ihre Kinder sind: Helga Herta Marie, geb. 20.1.1937, Käte Renate, geb. 24.3.1938, Egbert Hermann, geb. 16.11.1939 und Inge Christel Anna, geb. 24.2.1941.

1941: Umzug nach Stahnsdorf, Kreis Teltow, dann nach Potsdam, Grünstraße?, ihr Mann Helmut war seit 1941 im Krieg an der belgischen Front.
19. März 1944: Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt Teupitz, 3 Kinder kamen ins Kinderheim, die Jüngste blieb bei ihr. Der Grund ist bis heute unbekannt, es wurde in der Familie von epileptischen Anfällen gesprochen.
22. März 1944: Besuch ihres Mannes, der Fronturlaub hatte.
25.3.1944: um 8.45 Uhr Tod in der Heil- und Pflegeanstalt Teupitz. Ihr Mann besuchte gegen Mittag noch einmal die Klinik: da wird ihm nur ihr Tod mitgeteilt (er sagte später: „Die haben sie gespritzt", wie sich eine Tochter erinnert). Todesursache: „Entkräftung bei Geisteskrankheit“ - wobei sie 6 Tage vorher, am Tag ihrer Einweisung, physisch vollkommen gesund und bei Kräften war. Tatsächliche Todesursache: vermutlich eine Luminol- oder Luftspritze.
Eine reguläre Beerdigung fand nicht statt, sie wurde in einem Massengrab auf dem Gelände der Landesanstalt Teupitz vergraben.
1962: Tod des Helmut Wieland in Berlin
Herta Martha Wieland in Erinnerungen ihrer Kinder
Käte (über eine Situation im März 1944):
Sie stand mit mir im Bad und trocknete mich ab, denn sie machte mich für die Abreise fertig. Plötzlich fragte sie mich, ob ich denn Heimweh haben würde. Ich sagte nur: „Das weiß ich nicht. Was ist denn Heimweh?“ Ihre Antwort: „Na, wenn du traurig bist, weil du nicht zu Hause sein kannst und gerne dahin zurück möchtest.“ Sie hätte auch fragen können: „Wirst du mich denn ein bisschen vermissen?“ Das wäre aufs gleiche gekommen. Denn das hat sie vermutlich gemeint.
Egbert später zu seiner Tochter:
„Na, unsere Mutter hat doch auch verschimmeltes Brot gegessen. Und dann kam sie eben in die Klinik.“
Mein Vater (ein vor den Nazis geflohener Kommunist) sagte sofort als er von Herta und ihrem Tod erfuhr: „Was? So ist sie gestorben – da ist was faul. Ihr müsst etwas tun.“ (1957)
In der Familie wurde ihre Existenz verschwiegen, nur auf wiederholtes Nachfragen erfuhren wir EnkelInnen wenige Details.
Claudia Mehlmann
Assoziationen
Assoziative Beziehungen und Verknüpfungen
Alle Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen haben ihre Individualität. Manche wurden jedoch aus ähnlichen Motiven verfolgt, einige teilten zum Beispiel Gewaltererfahrungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Andere wiederum wurden doppelt sigmatisiert: Weil sie als psychisch krank und behindert galten und als homosexuell und jüdisch definiert wurden.
Diesen Verknüpfungen versuchen wir mit "Assoziationen" nachzugehen. Sie ermöglichen es auch, geographische Beziehungen in unserer Datenbank zu recherchieren. Sie können also erforschen, wer am selben Ort oder Region lebte, wer in der selben Anstalt lebte und ermordet wurde.
Assoziative Verbindungen
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- Die Landesanstalt Teupitz
- Kommunen und NS-”Euthanasie”. Zwischenbilanz im “Fall Teupitz”
- Nazis und Entnazifizierung in Teupitz
- Patientinnen und Patienten aus brandenburgischen Heil- und Pflegeanstalten
- Planung und Bau der Heil- und Pflegeanstalt durch Theodor Goecke
- Teupitz und das Schenckenländchen
- Zwölf Jahre Landesklinik Teupitz
Mit ‚Herta Martha Wieland‘ verknüpfte Biografien
Ausgewählte Literatur zum Thema
Die Landesanstalt Teupitz
2002, Berlin
als Zwischenanstalt der “Euthanasie”-Anstalt Bernburg 1940-1941, in: Kristina Hübener (Hg.), Brandenburgische Heil- und Pflegeanstalten in der NS-Zeit, S. 195-217
Autor | Dietmar Schulze |
Kommunen und NS-”Euthanasie”. Zwischenbilanz im “Fall Teupitz”
2013, Berlin
sowie Beitrag über eine Einzelfallentscheidung zu § 66 Personenstandsgesetz (PStG)
Autor | Peter Josef Belli |
Patientinnen und Patienten aus brandenburgischen Heil- und Pflegeanstalten
2002, Berlin
als Opfer der NS-”Euthanasie”-Verbrechen in Hadamar, in: Kristina Hübener (Hg.), Brandenburgische Heil- und Pflegeanstalten in der NS-Zeit.
Autor | Georg Lilienthal |
Planung und Bau der Heil- und Pflegeanstalt durch Theodor Goecke
2003, Berlin-Brandenburg
in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, S. 23-45
Autor | Kristina Hübener und Wolfgang Rose |
Teupitz und das Schenckenländchen
1973, Teupitz
Eine chronistische Betrachtung zur Sechshundertjahrfeier der Stadt Teupitz Teil 1
Autor | Hans Sussmann |
Zwölf Jahre Landesklinik Teupitz
2002, Berlin
Eine kurze Zeit mit großen Veränderungen, in: Landesklinik Teupitz (Hg.), Landesklinik Teupitz. Geschichte-Architektur-Perspektiven, S. 123-128
Autor | Doris Havenstein |
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Neueste und hervorgehobene Biografien von Opfern
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