
Constantine Alber
Verkäuferin aus St. Gallen (St. Gallen)
Von Paul-Otto Schmidt-Michel
Akte Staatsarchiv St. Gallen1: Constantine Alber wurde am 24.3.1887 geboren und ging im Appenzell in die Schule. Ob sie in der Schweiz geboren wurde, geht aus der vorliegenden Akte der Anstalt Wil nicht hervor. Als «Unterstützungswohnsitz» wird Ravensburg in Württemberg genannt. Dies könnte darauf hinweisen, dass entweder ihr Vater oder ihre Mutter ehemals von dort in die Schweiz eingewandert waren.
Sie wurde im Alter von 37 Jahren am 22.9.1924 im «Asyl Wil» stationär aufgenommen. Ihr letzter Wohnsitz war in St. Gallen in der Langgasse 19. Im Aufnahmebefund wurde festgehalten, dass sie acht Jahre zur Schule ging und danach im Eisenwarengeschäft des Vaters in St. Gallen arbeitete. Wenige Jahre vor ihrer Hospitalisierung habe sie als Hobby Graphologie studiert und in ihrer näheren Bekanntschaft Handschriften gedeutet. Dies auch bei einem mit ihr bekannten Pfarrer und nach der Deutung seiner Handschrift habe sie Gewissensbisse und Ängste entwickelt, dass ihr das nicht zustünde. Sie befürchtete den Weltuntergang und dass das «letzte Gericht» anstünde, so die Aufzeichnungen in der Krankenakte im Jahr 1924. Sie blieb drei Monate in der Anstalt Wil und wurde am 28.12.1924 wieder nach Hause entlassen: «Zustand hat sich gebessert, klagt weniger und ist seltener aufgeregt», so lautet der letzte Eintrag zu diesem Zeitpunkt. Danach folgt ein Eintrag im Jahre 1957: «Pat. wurde später in die Heil- und Pflegeanstalt Weissenau b. Ravensburg aufgenommen und dort 1942 vergast! – siehe auch Krankenblatt der Stiefschwester, Frau Maria Klug-Alber, geb. 8.10.1904, in Wil vom 5.–28.11.1957».
Den Opferlisten der Gedenkstätte Grafeneck ist zu entnehmen, dass Frau Alber zuletzt wohnhaft in St. Gallen war, am 30.5.1925 in der Anstalt Weissenau aufgenommen wurde und im Alter von 53 Jahren am 9.9.1940 in Grafeneck getötet wurde.
«Euthanasie»-Opfer aus der Schweiz in der «Aktion T4»
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