Gerhard Baader (1928-2020)
Von der Erforschung der lateinischen Sprache hin zur Beschäftigung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus ist es ein langer Weg - Prof. Gerhard Baader ging ihn und noch viele andere Pfade.
Zu manchen wurde er gezwungen - als rassistisch Verfolgter im Wien der 1940er-Jahre; manche beschritt er fast als Erster. Die Organisation des Berliner Gesundheitstages im Jahr 1980 als Gegenprogramm zum Ärztetag eröffnete Vielen die Möglichkeit, die NS-Euthanasie-Verbrechen und deren intergenerationelles Langzeitwirken zu studieren . Sein Wirken im Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen Euthanasie und Zwangssterilisation seit den 1980er-Jahren war dann die Verlängerung davon: Alleine seine Präsenz war genug, um zu verstehen, dass wir nicht nur von Dingen reden, die vor langer Zeit passiert waren.
Unvergessen bleibt eine Episode in Hadamar, als er nach einem Vortrag zur Ermordung jüdischer so genannter Mischlingskinder das Wort ergriff. Die Anwesenden verstanden, dass da jemand sprach, der vor 75 Jahren ermordet worden wäre, wenn er an diesem Ort, und nicht in Wien gewesen wäre. Da es so, und nicht anders kam, konnte er unzählige Studierende, Doktoranden und Kolleg*innen unterstützen, kritisieren und sie an seinem Wissen und seinem großen Herz teilhaben lassen. Nicht umsonst hieß die ihm gewidmete Festschrift "Medizingeschichte und Gesellschaftskritik". Man möchte hinzufügen, dass es ihm mit der Kritik nicht genug war, sein Engagement für syrische Geflüchtete ist nur ein Ausweis seines nie ruhenden Engagements für Andere.
Ruhe in Frieden.
Kategorie | Nachruf |
Schlagwort | Gerhard Baader, Hadamar, Wien, Medizingeschichte |
Aktuelle Beiträge im Blog
- Gedenken19.01.2023
Gedenken am 27. Januar 2023
Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Jahr 2023 steht er im Zeichen der Erinnerung an die Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Ebenso wird an diesem Tag der Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Opfer gedacht. Zur besseren Orientierung haben wir eine Karte erstellt, die alle bekannten Veranstaltungen zu diesem Thema zusammenfasst. Sie kann unter diesem Link angesehen werden.AutorSchlagwortVerknüpfungenDenkmal und Gedenkstätte für die ‚Wasserburger Opfer‘ des Nationalsozialismus am Heisererplatz (Wasserburg am Inn), Heil- und Pflegeanstalt Teupitz (Asklepios Fachklinikum Teupitz, Teupitz), Heilanstalt Weinsberg (Klinik am Weissenhof Zentrum für Psychiatrie Weinsberg, Weinsberg), Lern-und Gedenkort "Medizinverbrechen im Nationalsozialismus" (Medizinhistorisches Museum Hamburg, Hamburg), T4-Tötungsanstalt Brandenburg/Havel (Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg/Havel, Brandenburg/Havel), T4-Tötungsanstalt Hadamar (Gedenkstätte Hadamar, Hadamar), T4-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein (Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Pirna), Tiergartenstraße 4 (Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde, Berlin)
Social Media
Wir twittern und posten auf Facebook.
Neueste und hervorgehobene Biografien von Opfern
Die Sammlung von Opferbiographien begann im Jahr 2010 und wächst seither stetig. Hier sehen Sie Biografien, die kürzlich hinzugefügt wurden und solche, die aus Anlass eines Jahrestages oder Ereignisses hervorgehoben wurden. Angehörige und Erinnerungsinitiativen haben sie uns zur Verfügung gestellt.