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Historischer Ort: Pfalzklinikum Klingenmünster, Ansicht des Hauptgebäudes
Heil-und Pflegeanstalt Klingenmünster
Pfalzklinikum Klingenmünster
Heil-und Pflegeanstalt Klingenmünster
Pfalzklinikum Klingenmünster

Heil-und Pflegeanstalt Klingenmünster (Pfalzklinikum Klingenmünster)
Heil- und Pflegeanstalt in Klingenmünster

Von Jan Bodenseh und Jonathan Baral

Das Pfalzklinikum in Klingenmünster wurde 1857 als Kreisirrenanstalt Klingenmünster gegründet. Der Grenznähe geschuldet wurde die Anstalt im Laufe der Geschichte häufig als Lazarett genutzt. Patienten wurden dafür zeitweise in entfernte Anstalten verlegt. Im Laufe der Zeit wurde das Klinikum kontinuierlich erweitert und modernisiert, die Bettenanzahl stieg von 250 im Gründungsjahr bis auf 1600 im Jahre 1943.

Heil- und PflegeanstaltDenkmal, Gedenkstätte

AdresseWeinstraße 100
76889 KlingenmünsterRoutenplaner
LinksWebseite zur Gedenkarbeit des Klinikums
KontaktTel 06349 9000
E-Mail schreiben
AngebotAusstellung

Schon im Jahre 1927 waren viele Mitarbeiter aus Verwaltung, Pflege und Betriebshandwerk entweder Mitglieder oder Befürworter der NSDAP. In Folge der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde die veränderte politische Lage bald spürbar. Ein Beispiel dafür ist der 1933 eingeführte verpflichtende Hitlergruß. 

Hauptgebäude des Pfalzklinikums Klingenmünster

Die zunehmende Entfremdung zwischen dem Anstaltspersonal und dem eher monarchistisch gesinnten Direktor Josepf Klüber gipfelte in der Stürmung des Direktorenwohnhauses durch Mitglieder der SA, der deutschen Arbeitsfront und der Hitlerjugend unter der Führung des Anstaltspersonals. Josef Klüber erlitt schwere körperliche Verletzungen und wurde aus dem Direktorat entlassen. Im darauffolgenden Jahr (1936) starb Klüber, wohl an den physischen und psychischen  Folgen des Attentats. 

Unter seinem Nachfolger als Direktor Gottfried Edenhofer änderten sich Alltag und Behandlung der Patienten maßgeblich. Mit der Aktion T4 begann auch in der Heil-und Pflegeanstalt der Abtransport sogenannter „unheilbar Kranker“ in Tötungsanstalten wie Pirna-Sonnenstein. Allerdings wurde die Anstalt in Klingenmünster aufgrund der Grenznähe 1939  evakuiert und die Patienten in Anstalten des rechtsrheinischen Bayerns umverteilt wie Ansbach, Regensburg oder Bamberg. Dies war ein Grund dafür, dass die Anstalt nach dem Krieg behauptete, nichts mit dem Euthanasieprogramm zu tun gehabt zu haben. 1940 wurde wieder der Betrieb aufgenommen, von 1200 Patienten kehrten 800 zurück. Für den Zeitraum von 1943-45 sind 1880 Patienten dokumentiert, die an den Folgen der sogenannten „Entzugskost“ starben. Bei dieser Art der dezentralen Ermordung von Patienten wurden der Nahrung sämtliche Kalorien entzogen. Zu den nicht erfassbaren Zahlen gehören die Menschen, die an tödlichen Spritzen starben. Außerdem kam es zu einer immer schlechteren Pflege der Patienten. Der gezielten Ermordung der Patienten ging häufig die Zwangssterilisation voraus, um zu verhindern, dass sich „minderwertige“ Menschen fortpflanzen.

Aufarbeitung

Der Gedenkort am Pfalzklinikum Klingenmünster

Der neue Direktor  Gerhard Mall (seit 1952), der selbst seinen Bruder dem Krankenmord auslieferte, versuchte lange Zeit die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass in Klingenmünster keine Form der Euthanasie bekannt sei. Selbst auf Anfragen von Angehörigen der ermordeten Patienten antwortete die Leitung „man wisse nicht, was mit den Kranken passiert sei“, obwohl man klare Kenntnis davon hatte. In den späten 80er Jahren kam es  vermehrt auch zu Anfragen zur Aufklärung der NS-Geschichte des Pfalzklinikums von politischer Seite (Grüne). Trotz anfänglicher Widerstände konnten Ergebnisse herbeigeführt werden. Mittlerweile gibt es eine öffentliche Gedenkkultur im Pfalzklinikum. Es wurden ein Gedenkstein, eine Gedenkskulptur und eine Gedenktafel eingerichtet wie auch ein Gedenktag am 27. Januar eingeführt. Ein Zitat, welches grundlegend für die Aufklärungsarbeit steht, ist dieses: „Wir müssen uns der Vergangenheit stellen, denn wer vergisst, mordet ein zweites Mal“ (Joachim Stöckle, ehem. Bezirksvorsitzender).

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