
Psychiatrische Kolonie Beresanskaja (Neuropsychologisches Fachkrankenhaus des Gesundheitsministeriums der Region Krasnodar)
Psychiatrisches Krankenhaus in Saretschnyj
Irina Rebrova
Die psychiatrische Kolonie für chronisch kranke Psychiatriepatienten wurde 1927 auf dem Gebiet des ehemaligen Guts der Brüder Kirnosow in der Region Krasnodar gegründet. In den 1930er-Jahren richtete man in der Kolonie einen landwirtschaftlichen Betrieb zur Selbstversorgung der Patient:innen und des medizinischen Personals ein.
Psychiatrisches Krankenhaus | |
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Adresse | Ulitsa Sadowaja 1 353143 SaretschnyjRoutenplaner |
Links | Webseite der AusstellungWebseite des Krankenhauses |
Kontakt | Frau Dr. Irina Rebrova E-Mail schreiben |
Im August 1942 befanden sich in der Kolonie ca. 400 Patient:innen in Behandlung. Am 5. September 1942 kamen die Angehörigen des Sonderkommandos 10a Einsatzgruppe D in der Kolonie an. Der Chefarzt Alexander Kireew wurde informiert, dass „die Patient:innen der Kolonie ermordet werden müssen.“ Kireew bat den deutschen Arzt Dr. Görz, zumindest genesende Patient:innen, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren, nicht wegzunehmen. Görz stimmte dem zu und ordnete an, sie in eine separaten Abteilung zu verlegen.
Am 7. September 1942 wurde ein Gaswagen in der Kolonie eingesetzt. Als erste führte man Frauen hinein, die man vorher nackt ausgezogen hatte. Zwischen 70 und 80 Menschen wurden in das Fahrzeug gepfercht. Der Wagen fuhr dann zu einem fünf Kilometer von der Kolonie entfernten Panzergraben. In vier Fahrten wurden alle schwerkranken Patient:innen (310 bis 320 Menschen) in dem Fahrzeug abtransportiert. Nur ein Patient konnte sich retten. Er hatte die Pflegerinnen angefleht, ihn durch einen Notausgang aus dem Gebäude fliehen zu lassen.
Im Oktober 1942 kam zum zweiten Mal ein Gaswagen in die Kolonie. 17 oder 18 Patienten des Krankenhauses wurden in den Gaswagen gezwungen und zum Panzergraben gefahren. Am 18. oder 20. Dezember 1942 brachten die Deutschen die ca. 60 in der Einrichtung verbliebenen Menschen in einem LKW zum Panzergraben, wo sie sich in Fünferreihen aufstellen mussten und erschossen wurden. Außer den Patient:inen der Psychiatrische Kolonie Beresanskaja wurde im Herbst 1942 auch Mitarbeiter:innen der Einrichtung (Juden und auch Russen), insgesamt 6 Personen, ermordet.
Historische Aufarbeitung
Im Jahr 1943, nach der Befreiung der Region Krasnodar, sammelten die regionalen Mitarbeiter der Sowjetischen Staatlichen Außerordentlichen Kommission Beweise der Mordaktion gegen die Patient:innen der Psychiatrischen Kolonie Beresanskaja. Zugleich wurde das Verbrechen im ersten sowjetischen Kriegsverbrecherprozess in Krasnodar bekannt. Im Juli 1943 standen elf sowjetische Kollaborateure, die für das SK 10a gearbeitet haben, vom Gericht. Unter ihnen war Mikhail Lastowina, der als Überwacher in der Kolonie gearbeitet und an der Mordaktionen in 1942 teilgenommen hat. Er und noch sieben Angeklagten wurden wegen Kollaboration und Landesverrat zum Tode verurteilt und auf dem zentralen Platz in Krasnodar vor dreißigtausend Zuschauern am 18. Juli 1943 aufgehängt.
Sowjetische Strafverfolgungsbehörden stellten die Quellen zum Fall der Psychiatrischen Kolonie Beresanskaja (d.h. die Akten der Staatlichen Außerordentlichen Kommission und Zeugenaussagen) für die Prozesse gegen ehemalige Angehörigen des SK 10a in West- und Ostdeutschland in den 1960er- und 1970er-Jahren zur Verfügung.
Gedenken
Seit den 1960er-Jahren erforschte der lokale Historiker und Aktivist Aleksandr Schkljar die Geschichte des Massenmorder an den Patient:innen der Kolonie Beresanskaja. Von 1978 an besuchte er jährlich mit Schülern den Ort des Massenmordes. Seine Bemühungen zur Errichtung eines Denkmals scheiterten an den Behörden. Sie fürchteten um den sozialen Frieden. Im Dorf lebten immer noch Verwandte derjenigen Einheimischen, die sich an den Patientenmorden beteiligt hatten. Schließlich stellte Schkljar 1986 in Eigeninitiative eine Tafel am damaligen Tatort, fünf Kilometer vom heutigen psychiatrischen Klinikum, auf. Er entschied sich, nicht nur an die Patienten zu erinnern, sondern auch an sechs ermordete Klinikmitarbeiter. 2010 wurde ein Denkmal (orthodoxes Kreuz) neben dem Erinnerungsschild auf Initiative von Oleg Martschenko, dem Enkel einer im Jahr 1942 ermordeten Person, errichtet. Jedes Jahr Anfang September erinnert man an die Opfer in Saretchnyj.
Seit 2018 ist das heutige Neuropsychologische Fachkrankenhaus des Gesundheitsministeriums der Region Krasnodar in der Siedlung Saretschnyj ein offizieller Partner des Ausstellungsprojekts „Vergesst uns nicht...“.
2019 wurde die Ausstellung im Klubhaus des Klinikums gezeigt. Aleksandr Schkljar hat zusammen mit Schülern aus der Gegend zum Thema derAusstellung gearbeitet. Die regionale Zeitung „Wlast‘ Sowetow“ berichtet regelmäßig über die Geschichte der Patientenmorde und die Erinnerung an die Opfer.
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Assoziationen
Assoziative Beziehungen und Verknüpfungen
Viele Orte, an denen NS-"Euthanasie"-Verbrechen stattfanden, haben mit einander zu tun. Patienten wurden zwischen Anstalten hin- und hergebracht, Täter arbeiteten an identischen Orten. Diesen Verknüpfungen versuchen wir mit "Assoziationen" nachzugehen. Es ist daran gedacht, in Zukunft noch besser den Netzwerkcharakter der Aktion T4 abbilden zu können.
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