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Opferbiographie: Adolf Gercken, Porträtfoto aus Krankenakte
Victims biography
Adolf Leopold Gercken
1912 — ?

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Adolf Leopold Gercken
Arbeiter from Hamburg (Hamburg)

b. 12/16/1912 in Hamburg (Hamburg)
d. ? in ?

Von Dietmar Schulze
»Unauffällig. Fügt sich allen Anordnungen.«

Der Hamburger Arbeiter Adolf Leopold Gercken, geboren am 16. Dezember 1912, nutzte die Bombadierung der Hansestadt im Sommer 1943, um aus den Alsterdorfer Anstalten zu entweichen. Gemeinsam mit einem Mitpatienten begab er sich auf einen Evakuierungstransport nach Westpreußen. Am 4. August 1943 in Marienburg angekommen, wurden die beiden Männer einem Landwirt als Arbeitskräfte zugeteilt. Gercken erzählte jedoch unmittelbar nach ihrer Ankunft,  dass sie zuvor in einer Anstalt gewesen seien. Daraufhin wurden die Männer in Polizeigewahrsam genommen. Die Ortspolizei Marienburg bat die Heil- und Pflegeanstalt Konradstein um die Aufnahme der beiden Männer: »Da es nicht möglich ist, sofort zu klären, ob bei den Genannten Anstaltsverwahrung erforderlich ist, andererseits die Gefahr besteht, dass sie bei ihrem Zustand Handlungen begehen, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden können, bitte ich, sie kurzfristig zu beobachten und zum Arbeitseinsatz zurückzuüberweisen, wenn Anstaltsbehandlung für nicht erforderlich gehalten.«

Biography created on 12/16/2019, last update on 09/23/2022
Porträtfoto Adolf Gerckes aus der Krankenakte, 1943. Archiwum Państwowe Gdańsk, Oddział w Gdyni 2830 Nr. 2284.

Einen Tag später traf Adolf Gercken in Begleitung eines Polizisten in Konradstein ein. Bei der Aufnahmeuntersuchung verhielt er sich ruhig und gab auf alle Fragen Antworten. So erzählte er dem Arzt, dass er in Hamburg aufgewachsen und zur Schule gegangen sei. Seine Eltern wären geschieden, und er habe noch drei ältere Geschwister. Alle seine Angehörigen seien gesund. Weiter gab Gercken an, dass er nach der Scheidung bei seiner Mutter gelebt habe. Sein Stiefvater hätte aber die Einweisung Gerckens in die Alsterdorfer Anstalten betrieben, um ihn aus dem Weg zu haben. In Alsterdorf sei er Kolonnenführer gewesen und habe zuletzt »die Karbolausgabe unter sich gehabt«. Auch in Konradstein war Adolf Gercken ein fleißiger Arbeiter in der Gärtnerei, so dass der behandelnde Arzt im Krankenblatt eintrug:

»Unauffällig. Fügt sich allen Anordnungen.«

Während seines Aufenthaltes in Konradstein bemühte sich die Direktion, weitere Auskünfte über den Patienten von den Alsterdorfer Anstalten zu bekommen. Mitte September 1943 traf aus Hamburg die Krankenakte ein. Aus dieser ging hervor, dass sich Adolf Gercken seit seinem 14. Lebensjahr in Alsterdorf befunden hatte. Seine Diagnose lautete: »Psychopathie mit Imbezillität«. Gleichzeitig setzten sich die AlsterdorferAnstalten mit der Polizeiverwaltung Preußisch Stargard in Verbindung, um einen Rücktransport Gerckens zu veranlassen. Am 17. Oktober 1943 trat Adolf Gerken seine Rückreise nach Hamburg an.1

  1. Archiwum Państwowe Gdańsk, Oddział w Gdyni 2830 Nr. 2284.
Assoziationen

Assoziationen
As­so­zi­a­tive Beziehungen und Verknüpfungen

Alle Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen haben ihre Individualität. Manche wurden jedoch aus ähnlichen Motiven verfolgt, einige teilten zum Beispiel Gewaltererfahrungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Andere wiederum wurden doppelt sigmatisiert: Weil sie als psychisch krank und behindert galten und als homosexuell und jüdisch definiert wurden.
Diesen Verknüpfungen versuchen wir mit "Assoziationen" nachzugehen. Sie ermöglichen es auch, geographische Beziehungen in unserer Datenbank zu recherchieren. Sie können also erforschen, wer am selben Ort oder Region lebte, wer in der selben Anstalt lebte und ermordet wurde.

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