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Gedenken
11/15/2019, Robert Parzer

Lina: Oder das kurze Leben eines besonderen Mädchens
Ein Interview mit Autorin und Koautorin

Ruth Alice Dunkelmann und ihre Schwester Brigitte Wege verfassten das Buch "Lina: Oder das kurze Leben eines besonderen Mädchens." Es handelt von Karoline Bernhardt, einem Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen. Im Interview per Email berichtet Brigitte Wege von den Recherchen und den Reaktionen.

Worum geht es in Ihrem Buch?

Lina wird 1924 in Schwäbisch Hall geboren. Zunächst wird sie mit 3 von ihren 10 Geschwistern in ein Kinderheim in Lichtenstern gebracht.
1931 landet das lebenslustige und leicht geistig behinderte Mädchen in der Heil- und Pflegeanstalt Stetten. Im Alter von 17 Jahren wird Lina im Rahmen der "Aktion T4" in Hadamar ermordet. Wir erinnern mit diesem Buch an die Geschichte unserer Tante. Unter Verwendung von Briefen und Berichten aus Linas Krankenakte erzählen wir das berührende Schicksal eines besonderen Mädchens.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen?

Am 85. Geburtstag einer Tante fragte meine Schwester  wieder einmal nach Lina und keiner konnte wirklich Auskunft geben, das einzige was uns gesagt wurde war:  "Lina wurde von den Nazis umgebracht".  Auch meine Mutter war sehr traurig, dass sie überhaupt nichts von ihrer Schwester wusste, deshalb machten wir uns auf die Suche.

Was machte die Recherche schwierig, was einfach und wie lange haben Sie von der Idee bis zum fertigen Buch gebraucht?

Die Recherche dauerte ca. zwei Jahre. Bis zum fertigen Buch waren es dann nochmals fast zwei Jahre.
Wir hatten großes Glück, dass wir in Stetten sehr viele Unterlagen fanden, Briefe von Linas Vater, Berichte von Ärzten, Pflegern und selbst ein handgeschriebenes Blatt mit Buchstaben und Wörtern von Lina. Auch im Staatsarchiv in Ludwigsburg fanden wir Unterlagen. Es war erst nur geplant eine Zusammenfassung für meine Mutter und ihre Schwestern zu schreiben. Aber dann wurde ein Buch daraus, das einen Tag vor meiner Mutter ihrem 85. Geburtstag veröffentlicht wurde. Das war ihr schönstes Geschenk.
Die Archive waren alle sehr hilfsbereit. Allerdings mussten wir auch einmal meine Mutter mitnehmen als nächste Verwandte von Lina. Sonst wären wir nicht an die Unterlagen gekommen.

War es schwierig, einen Verlag zu finden?

Der Verlag ist Books on Demand. Wir haben das Lektorat und die Buchgestaltung selbst bezahlt. Den Verlag fanden wir recht schnell.

Wie waren die Reaktionen auf Ihr Buch?

Das Buch ist nun seit Mitte Juli auf dem Markt und bis jetzt haben wir nur positive und unglaublich tolle Reaktionen erleben dürfen.

Können Sie Anderen, die sich mit dem Thema beschäftigen, möchten, einen Tipp geben? 

Es braucht Geduld und Zeit die man investieren muss. Dieses Buch hat auch das berufliche Leben meiner Schwester verändert. Damit sie sich in das Leben eines behinderten Menschen besser hineinfühlen kann hat sie ein paar Stunden im Monat in einer behinderten Einrichtung ehrenamtlich mitgearbeitet. Inzwischen hat sie ihren Bürojob an den Nagel gehängt und arbeitet nun für die evangelische Stiftung Lichtenstern in Löwenstein im Kreis Heilbronn. Das einstige Kinderheim Lichtenstern, in dem Lina zeitweise mit drei ihrer Geschwister untergebracht war, ist heute eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

 

Ruth Alice Dunkelmann, Lina: Oder die Geschichte eines besonderen Mädchens, books on demand, 2019.

 

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