
Psychiatrisches Krankenhaus und Internat für Kinder mit Behinderungen (Nowotscherkassk)
Psychiatric hospital in Nowotscherkassk
Dr. Irina Rebrova
Das Psychiatrische Krankenhaus Nowotscherkassk ist eines der ältesten im Gebiet Rostow. Seine Geschichte geht auf eine wohltätige Einrichtung zurück – auf die 1812 in Nowotscherkassk errichtete „Anstalt für Geisteskranke“. 1941 verfügte das Krankenhaus über 450 Betten, von denen sich 310 in der Stadt selbst und 140 in einer Kolonie im Weiler Mischkin befanden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde in der Sowjetunion bekannt, dass Menschen mit Behinderungen von den Nationalsozialisten ermordet werden. Daher beschloss die Leitung des Psychiatrischen Krankenhauses Nowotscherkassk, die Patienten in ihre Familien zurückzuschicken. Einige von ihnen, die keine Verwandten hatten, mussten jedoch im Krankenhaus bleiben.
Psychiatric hospital | |
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Address | Ulitsa Ordzhonikidze 23 NowotscherkasskDirections |
Links | Webseite der Ausstellung |
Contact | Ms Dr. Irina Rebrova Write e-mail |
"Am Abend des 16. Oktober 1942 erhielt ich als diensthabender Erzieher der Frühschicht (die Schule war in dieser Zeit geschlossen und wir Lehrer arbeiteten als Erzieher) eine Anweisung des ehemaligen Direktors M.M Nikolajew, laut Liste folgende Kinder anzuziehen:
1) L[eonid] Samburski, 2) Nonna Gordijenko, 3) Walja Newidoma, 4) S[tepan] Streltschak, 5) Julja Newidoma, 6) Ida Rochman, 7) Noja Grabowskaja und 8) Igor Schuk. (...)
Alle genannten Kinder wiesen eine schwere geistige Behinderung auf (...). Am 17. Oktober fuhr ein Fahrzeug in den Hof, in dem sich acht bis zehn bewaffnete Offiziere befanden. Die Zöglinge des Schulinternats wurden in diesem Fahrzeug abtransportiert und, wie sich später herausstellte, erschossen."
Quelle: Aussage eines Lehrers über die brutale Ermordung der Zöglinge des Schulinternats für behinderte Kinder in Nowotscherkassk vom 10. September 1943. Staatliches Archiv des Gebiets Rostow (Filiale Nowotscherkassk), Best. R-8, Verz. 1, Akte 7a, Bl. 120.
Während der Besatzung ermordeten die Deutschen (höchstwahrscheinlich Mitglieder des Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D) 95 Patienten des Krankenhauses. Am 21. September 1942 wurden 10 jüdische Patienten selektiert und fortgebracht. Am 6. Oktober 1942 transportierten die Deutschen die übrigen 85 Patienten ab und ermordeten sie außerhalb der Stadt. Es ist nicht klar, warum die Deutschen nur 95 Patienten getötet haben.
Ebenfalls in Nowotscherkassk, gegenüber dem psychiatrischen Krankenhaus, befand sich ein Internat für Kinder mit Behinderungen. 1941 wurden Kinder mit körperlichen Behinderungen aus Tscherkassy (Gebiet Kiew) dorthin evakuiert. Laut der Akte der sowjetischen Staatlichen Außerordentlichen Kommission, am 17. Oktober 1942 „kam ein Lastwagen mit mehreren Gestapo-Beamten“ in das Internat. Sie zerrten acht bettlägerige schwerkranke Kinder im Alter von 6–12 Jahren mit Gewalt in das Fahrzeug, brachten sie aus der Stadt und erschossen sie. Wie sich Augenzeugen erinnerten, wurden die Rollstuhlkinder von den Deutschen in den geschlossenen Lastwagen „geworfen“. Das Krankenhaus sowie das Internat funktionierten während der Besatzung (Sommer 1942 – Winter 1943) weiter.
Historische Aufarbeitung / Gedenken
Die lokale Zeitung in Nowotscherkassk berichtete über die Tötung der Patient:innen und Kinder mit Behinderungen kurz nach der Befreiung der Stadt im 1943. Danach wurden die Opfer vergessen. Nach der Station der Ausstellung „Vergesst uns nicht...“ in Nowotscherkassk in Februar 2019 ist diese Opfergruppe in der Stadt wieder bekannt. Dank der Arbeit der regionalen Expertin des Projektes „Vergesst uns nicht...“ Iwanna Kondtatjuk wurde ein Denkmal für 8 Kinder mit Behinderungen am Friedhof gefunden. Es gibt die Absicht, zwei Gedenktafeln an den Gebäuden der Einrichtungen anzubringen.
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Assoziationen
Assoziative Beziehungen und Verknüpfungen
Viele Orte, an denen NS-"Euthanasie"-Verbrechen stattfanden, haben mit einander zu tun. Patienten wurden zwischen Anstalten hin- und hergebracht, Täter arbeiteten an identischen Orten. Diesen Verknüpfungen versuchen wir mit "Assoziationen" nachzugehen. Es ist daran gedacht, in Zukunft noch besser den Netzwerkcharakter der Aktion T4 abbilden zu können.
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