Luise Stanislaw (geb. Bartelsmaier)
Geschäftsinhaberin aus Berlin
geb.
in
Valdorf (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Meseritz (Międzyrzecz)
Geschäftsinhaberin aus Berlin
geb.
in
Valdorf (Nordrhein-Westfalen)
gest.
in
Meseritz (Międzyrzecz)
Luise Bartelsmeier wurde am 23. September 1893 im westfälischen Valdorf, Kreis Herford, als drittes von sieben Kindern geboren. Sie besuchte die Volksschule, absolvierte eine Schneiderausbildung und eröffnete in Berlin ein Kleidergeschäft. Als sie 1942 in die Wittenauer Heilstätten (heute Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) aufgenommen wurde, war ihre kinderlose Ehe bereits geschieden.
Frau Stanislaw wurde am 26. Juni 1942 auf Betreiben ihres zuständigen Polizeireviers vom Amtsarzt des Gesundheitsamtes Reinickendorf, Dr. Pfabel, in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen. Sie war seit einem Jahr durch „wirres Reden“ aufgefallen und hatte der Polizei „Schriftstücke mit blödem Inhalt vorgelegt“ (aus dem amtsärztlichen Gutachten). Der Aufnahmearzt der Klinik, Dr. Balthasar, stellte im Gespräch mit ihr Pseudologien und Wahnideen fest und stellte die Diagnose: „Involutionspsychose (paranoide) mit hysterischen Zügen“. Den Unterlagen ist zu entnehmen, dass Frau Stanislaw mit ihrer Einweisung nicht einverstanden war, immer wieder forderte sie ihre Entlassung. Sie behauptete, in Kontakt mit Frau Goebbels, Frau Mussolini und weiteren bekannten Persönlichkeiten zu stehen. Außerdem meinte sie mehrmals, dass Gas in ihr Bett ströme und sie deshalb nicht schlafen könne.
Am 22. September 1942 wurde in der Krankenakte vermerkt, dass sich der Zustand der Patientin nicht verändert habe. Es wurde die Verlegung in eine Einrichtung in der Provinz vorgeschlagen. Mit Verlegung in die Provinz war damals die Verlegung nach Obrawalde gemeint. Die Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde bei Meseritz (heute Polen, ca. 150 km östlich von Berlin) war unter den Nationalsozialisten eine Tötungsanstalt, in der mehrere Tausend psychisch kranke Menschen ermordet wurden.
Am 2. Oktober 1942 wurde Frau Stanislaw mit einem Sammeltransport nach Obrawalde verlegt. Die folgenden 16 Monate Aufenthalt finden in der Krankengeschichte keinen nennenswerten Niederschlag, Pflegeberichte fehlen völlig. Der letzte Eintrag am 29. Januar 1944 lautet: „Exitus letalis; Todesursache Entkräftung bei Furunkulose“. Die Umstände ihres Todes lassen es als sicher annehmen, dass Luise Stanislaw in Obrawalde mit einer Überdosis Medikamenten vergiftet oder vorsätzlich dem Hungertod preisgegeben wurde.
Die Biografie wurde von Rainer Bünger erarbeitet.
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