Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Wuhlgarten(Standort Wuhlgarten )

Heil- und Pflegeanstalt in Berlin

Adresse:

Brebacher Weg 15
12683 Berlin
Deutschland

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Ausstellung Datenbank Gedenkbuch
Historischer Ort: Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten, Foto des Hauptgebäudes

Über diesen Ort

1893 wurde dieses Krankenhaus als „Anstalt für Epileptische Wuhlgarten bei Biesdorf“ mit zunächst 500 Betten eröffnet. Kurz nach der Jahrhundertwende kamen durch Erweiterungsbauten weitere 500 Betten dazu.  Damit gehörte Wuhlgarten zu den vier großen Nervenheilanstalten, die der Magistrat von Berlin zum Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Rande von Berlin errichten ließ: Dalldorf/Wittenau, Herzberge, Wuhlgarten und zuletzt Buch. Es sind auch die vier Anstalten, die in der „Vernichtung unwerten Lebens“ die entscheidende Rolle in Berlin gespielt haben. 

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Historischer Ort: Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten, Foto des Hauptgebäudes
Hauptgebäude am Brebacher Weg

Constanze Lindemann, Detlev Strauß

Der Magistrat von Berlin beauftragte, wie schon bei den davor errichteten Anstaltsbauten in Wittenau und Herzberge den Stadtbaurat Hermann Blankenstein (1829 - 1910) mit der Ausführung. Blankenstein schuf hier am Rande des Wuhletals eine großzügige Krankenhausanlage mit Anstaltsbauten, Wirtschaftsgebäuden, Werkstätten, Schule, Kirche und Friedhof inmitten eines 96,6 ha großen Landschaftsparks. Unter den Krankenhausbauten gilt Wuhlgarten als reifstes Werk Blankensteins. Es steht seit Juni 1989 unter Denkmalschutz.

Die ursprünglich nur für epileptisch Kranke geplante Anstalt entwickelte sich rasch, vor allem während und nach dem Ersten Weltkrieg zu einer allgemeinen psychiatrischen Einrichtung und hieß ab 1928 „Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten“. Otto Hebold (1856 - 1945), der erste Direktor, hatte die schwierige Phase des Aufbaus und die noch schwierigere Phase des Ersten Weltkrieges zu meistern. Sein Sohn, der den gleichen Namen trug, war seit 1933 Mitglied der NSDAP und als Gutachter für die Aktion T4 tätig. In weiteren Funktionen beteiligte er sich auch in den Folgejahren an den Verbrechen der Krankenmorde und wurde in der DDR 1965 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt.

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Historischer Ort: Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Wuhlgarten, Gleise in den Tod
Gleise in den Tod, Archiv Wuhlgarten e.V.

Im Rahmen der Vorbereitung zur 100-Jahr-Feier der Anstalt Wuhlgarten 1993 gab es erste Forschungsergebnisse. Dr. Eva Mai konnte bis dato 689 „Verlegungen in die Provinz“ nachweisen, die den Transport der Kranken in die Tötungsanstalten bedeuteten. 1998 wurde dazu ein Gedenkstein für die „Opfer der Euthanasie“ am einstigen Bahngleis, dem „Todesgleis“, eingeweiht.

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Historischer Ort: Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Wuhlgarten, Gedenkstein
Gedenkstein 1998, Foto: Werner Scuda.

Von 2012 bis 2014 konnte mit Hilfe eines geförderten Forschungsprojektes die Geschichte in dieser Anstalt zwischen 1933 und 1945 recherchiert und in der Broschüre „Die Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten 1933 - 1945“ – Ein Ort bekennt sich zu seiner Vergangenheit – veröffentlicht werden.  Die wichtigsten Ergebnisse: Für die erste Tötungsphase von 1939 bis 1941, der aus der „Kanzlei des Führers“ in der Tiergartenstraße 4 zentral gesteuerten sogenannten Aktion T4 konnten 1 020 Euthanasie-Opfer benannt werden. In der Zeit der „Dezentralen Euthanasie“ von 1941 bis 1945 sind mindestens weitere 1 000 Patienten ermordet worden. Auf dem Gelände von Wuhlgarten wurden 8 Sammelgräber mit mehr als 2 100 Toten nachgewiesen. Es wurde eine Datenbank angelegt mit den Namen von 17 000 Patienten, die in der untersuchten Zeit in der Anstalt waren.

Am Ende des Forschungsprojektes wurde auf dem Wuhlehang an einem nachgewiesenen „Massengrab“ eine Gedenkstätte mit Informationsstelen errichtet. Eine Gedenk-Stele befindet sich auch am historischen Anstaltsfriedhof (heute Buckower Ring) und in der Krankenhauskirche ist eine Dauerausstellung zur sogenannten „Vernichtung unwerten Lebens“ zu sehen.

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Historischer Ort: Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Wuhlgarten, Gedenkstätte 2014
Gedenkstätte 2014 , Foto: Ute Frauenstein

Die Broschüre ist auf Anfrage erhältlich unter Wuhlgarten e.V., Brebacher Weg 15, Haus 33, 12683 Berlin, oder post@wuhletal.de. Die Broschüre ist auch in der Krankenhauskirche, Brebacher Weg 15, 12683 Berlin, vorrätig. Die Kirche ist täglich geöffnet, von November bis Februar 14 - 16 Uhr, von März bis Oktober 14 - 17 Uhr.  Teile der Broschüre sind im Internet über https://www.wuhletal.net/buch/gliederung.html einsehbar. 

Nachfragen zu Angehörigen (Datenbank) richten Sie bitte ebenfalls an die beiden genannten Kontakt-Adressen.  

Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH, der letzte Klinikträger am Standort Wuhlgarten eröffnete 2015 am Vivantes Klinikum Kaulsdorf, Standort Myslowitzer Straße einen Psychiatrie-Neubau und zog sich mit dem Umzug der Psychiatrischen Klinik vom Standort Brebacher Weg (Wuhlgarten) zurück. In dem Forschungsprojekt bekannte sich Vivantes ausdrücklich zu seiner Verantwortung bei der Aufarbeitung der Geschichte der einstigen Heil- und Pflegeanstalt und hat das Forschungsprojekt maßgeblich unterstützt.

Heute ist der Standort Wuhlgarten mit seinen Kliniken (Unfallkrankenhaus, Augenklinik, Tagesklinik für Suchtkranke), mit sozialen Vereinen, Gewerbe, Wohnnutzung, Schule und Kirche ein lebendiges Stadtquartier von Marzahn-Hellersdorf.

Standort

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