T4-Tötungsanstalt Hadamar(Gedenkstätte Hadamar)

T4-Tötungsanstalt in Hadamar

Adresse:

Mönchberg 8
65589 Hadamar
Deutschland

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Fax: 06433 918 45 49
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Historischer Ort: Hadamar, Gebäude

Über diesen Ort

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Historischer Ort: Hadamar, Ansicht Gebäude 1945
Ansicht des Hauptgebäudes in Hadamar im Jahr 1945. Quelle: NARA

1883 nahm in Hadamar eine Korrigendenanstalt ihren Betrieb auf. Aus ihr ging 1906 die Landesheilanstalt hervor. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nutzte die Wehrmacht das Gebäude als Reservelazarett. Ende 1940 ließ die "T4"-Zentrale Umbauten in der Landesheilanstalt durchführen, um sie als Tötungsanstalt für die "T4-Aktion" einzusetzen. Eine Gaskammer, ein Sezierraum und zwei Verbrennungsöfen wurden installiert sowie eine Busgarage erbaut.

Aktion T4

Graue Busse holten die Patientinnen und Patienten aus den "Zwischenanstalten" (Andernach, Eichberg, Galkhausen, Herborn, Idstein, Scheuern, Weilmünster, Weinsberg und Wiesloch) ab, in denen sie zunächst für einige Wochen untergebracht waren. Nach der Ankunft in Hadamar mussten die Patientinnen und Patienten in der verschlossenen Busgarage aussteigen und wurden in das Hauptgebäude geführt. Dort hatten sie sich zu entkleiden und dem Arzt vorzustellen. Dieser bestimmte anhand der mitgeschickten Patientenakte eine angeblich natürliche Todesursache für die später auszustellende Sterbeurkunde. Anschließend wurden die Patientinnen und Patienten von Schwestern und Pflegern in die im Keller gelegene Gaskammer geführt. Ihre Leichen beseitigten die "Brenner" in den beiden Krematoriumsöfen. Die Angehörigen erhielten einen so genannten "Trostbrief", der sie über das plötzliche Ableben informierte. Der angeblich krankheitsbedingte Tod wurde als Erlösung dargestellt. Die auf Wunsch zugesandte Urne enthielt – entgegen der Ankündigung - nicht die Asche der oder des Ermordeten.

 

Vom 13. Januar bis zum 24. August 1941 starben über 10.000 Opfer in der Hadamarer Gaskammer.

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Historischer Ort: Hadamar, Foto Krematorium
Bauliche Überreste des Krematoriumsofens in Hadamar, 2017.

Morde ab August 1942

Im Rahmen der "zweiten Mordphase" übernahm die ehemalige Landesheilanstalt Hadamar erneut die Funktion einer Tötungsanstalt. Von August 1942 bis zum 26. März 1945 starben fast 4.500 weitere Opfer. Wer nicht schnell genug der gezielt eingesetzten Hungerkost oder der vorenthaltenen medizinischen Versorgung erlag, wurde durch überdosierte Medikamente getötet. Morgens entschieden Arzt, Oberschwester und Oberpfleger, welche Patientinnen und Patienten sterben sollten. Die Nachtschicht verabreichte dann den ausgewählten Opfern die tödlich wirkenden Medikamente. Ihre Leichen wurden auf dem eigens angelegten Anstaltsfriedhof in Massengräbern verscharrt. Die Patientinnen und Patienten waren in großen Transporten aus dem gesamten Reichsgebiet nach Hadamar gebracht worden. Darunter hatten sich u. a. auch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen sowie Kinder mit einem jüdischen Elternteil befunden.

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Historischer Ort: Hadamar, Opferliste
Liste von in Hadamar im Februar 1945 gestorbenen Patienten. Quelle: NARA.

Juristische Aufarbeitung

Vom Personal in Hadamar waren an den Morden in den Jahren von 1941 bis 1945 aktiv beteiligt: fünf Ärzte, ein Verwaltungsleiter und weibliche sowie männliche Pflegekräfte. Sie mussten sich in zwei Nachkriegsprozessen für die von ihnen begangenen Verbrechen verantworten. Die Opfer wurden nach dem Krieg nicht als Verfolgte des NS-Regimes anerkannt und erhielten folglich keine Wiedergutmachung.

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Historischer Ort: Hadamar, Bericht Wahlmann
Ausschnitt aus einem am 15. September 1945 von Adolf Merkle, Verwaltungsmitarbeiter der Tötungsanstalt,angefertigten Bericht. Er entstand im Rahmen der US-amerikanischen Ermittlungen gegen ihn. Quelle: National Archives, M-1078, Roll I.

Für die Opfer der NS-Euthanasie-Verbrechen fanden nach Kriegsende zunächst Gedenkfeiern auf dem Anstaltsfriedhof statt. 1953 weihte Dr. Friedrich Stöffler, späterer Zweiter Landesdirektor des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (LWV), ein Relief im Haupteingang der damaligen Landesheilanstalt Hadamar ein. Es war das erste Mahnmal für NS-Euthanasie-Opfer in Deutschland. 1964 ließ der LWV als Träger des Psychiatrischen Krankenhauses Hadamar den Anstaltsfriedhof in eine Gedenklandschaft umwandeln.

 

Die Gründung der Gedenkstätte Hadamar, und damit der ersten deutschen NS-Euthanasie-Gedenkstätte, geht auf das Jahr 1983 zurück, als die historischen Kellerräume für Besucherinnen und Besucher geöffnet wurden. Ende der 1980er Jahre übernahm der LWV die Trägerschaft der Gedenkstätte und stattete sie mit Räumlichkeiten und Personal aus.

 

1990 wurde vor dem Hauptgebäude der ehemaligen Landesheilanstalt Hadamar eine Gedenkglocke eingeweiht, die auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Bund der "Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten errichtet wurde.

 

Die Gedenkstätte ist eine Archivaußenstelle des LWV, in der etwa 7.000 Patientenakten aus der Zeit von 1906 bis 1945 verwahrt werden. Es ist möglich, umfangreiche Recherchen in der Gedenkstätte durchzuführen.

Die Gedenkstätte beitet für Angehörige der in Hadamar ermordeten Menschen persönliche Gespräche und Betreuungen vor Ort an. 

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