Augustyn Krzyż

Knecht aus Werblinia (Pomorskie) (katholisch)

geb. in Darżlubie (Pomorskie)
gest. in Starogard Gdański

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Biografie

Augustyn Krzyż ist der bekannteste Patient des psychiatrischen Krankenhauses Konradstein. Sein Schicksal, das erste dokumentierte Opfer der deutschen Besatzer geworden zu sein, ist detailliert in Krystyna Szwentnerowas Publikation »Zbrodnia na Via Mercatorum« nachzulesen. Dabei verwendete die Autorin zur Vorbereitung der im Jahr 1968 erschienen Publikation viele Quellen, die heute nicht mehr zugänglich sind. Dazu gehören vor allem Berichte von Zeitzeugen, insbesondere von polnischen Pflegern, die zur Zeit der deutschen Besatzung in der Anstalt tätig waren.

Von Robert Parzer

Augustyn Krzyż wuchs im kleinen Dorf Darslub [Darżlubie] mit einer Schwester und zwei Brüdern als Sohn eines Arbeiters und einer Hausfrau auf. Nach dem Besuch von acht Klassen der Volksschule verdingte er sich bei einem Bauern. Später arbeitete er mit einem seiner Brüder in der Forstwirtschaft, bevor er als Knecht nach Werblin ging. Mit seiner Arbeitgeberin Otylia Szwoch kam es zu einem großen Zerwürfnis. Augustyn Krzyż fühlte sich hintergangen und vermutete, dass sie über ihn Gerüchte verbreitete. Am 24. Juli 1926 begann er einen Streit mit ihr. Dabei griff er einen eisernen Gegenstand, mit dem er die Frau dreimal auf den Kopf schlug. Die Leiche ließ er liegen und er nahm einige Gegenstände aus dem Haus an sich. Aus dem Gefängnis in Wejherowo [Neustadt] kam Krzyż am 11. Januar 1927 in die psychiatrische Anstalt Konradstein zur Beobachtung. Diese führte dazu, dass er für gemeingefährlich und schuldunfähig erklärt wurde. Seine lebenslange Strafe sollte er in Konradstein verbüßen.

Im Aufnahmebefund wurde Krzyż als räumlich und zeitlich wenig orientiert beschrieben. Er wisse, warum er in der Anstalt sei, könne aber keine Verantwortung für seine Tat übernehmen. Der Arzt notierte, dass sich der Patient in der Anstalt ruhig verhalte und gerne Aufträge ausführe. Etwa ein Jahr später kam es zu ersten Irritationen in einer bis dahin als unauffällig zu charakterisierenden Patientenbiografie: Erwollte sich unter keinen Umständen ärztlich untersuchen lassen. In der Folge wurde er mehrere Male gewaltsam vorgeführt.  Auch auf anderen Gebieten kam es nun zu Schwierigkeiten. In einem Zeitraum, in dem man Diebstähle in der Anstalt feststellte, wurden bei Krzyż nachgemachte Schlüssel gefunden. Ihm konnte jedoch nie ein Vergehen nachgewiesen werden. Zeitweilig bekleidete er Vertrauenspositionen, so zum Beispiel als Kutscher und Fahrer des neuen anstaltseigenen Autos. Diese privilegierten Stellen verlor er jedoch wieder, als er wiederholt aus der Anstalt zu fliehen versuchte. Meistens blieb er dabei auf dem Anstaltsgelände in Kellerräumen oder in der Nähe auf den landwirtschaftlichen Gütern. Möglicherweise wusste er nicht, wohin er fliehen sollte: Den Kontakt zu den Angehörigen hatte er verloren, nachdem seine Briefe aus der Anstalt unbeantwortet geblieben waren. Ab 1935 wurden keine Fluchtversuchemehr notiert. Da Krzyż als geistig schwach, aber nicht als geisteskrank galt, schien es für die Ärzte keinen Bedarf gegeben zu haben, mehr Einträge in die Krankenakte als unbedingt nötig zu tätigen. Dementsprechend wiederholen sich Notizen, dass er sich ruhig verhalte und sein Verhalten tadellos sei. Nur ein Vermerk im Jahr 1937 erlaubt, einen kleinen Einblick in die persönlichen Vorlieben des Gefangenen zu nehmen: Der Arzt notierte am 30. November, Krzyż liebe es, sich im Aufenthaltsraum Operetten anzusehen; er wolle aber nicht an Kinovorführungen oder anderen Unterhaltungsangeboten teilnehmen.

Erst kurz vor der Besetzung der Anstalt durch deutsche Einheiten nahm Augustyn Krzyż wieder mit anderen zusammen an einem Ausbruchsversuch teil. Beim Abseilen aus dem Fenster des Badezimmers verletzte er sich am linken Bein schwer und konnte sich danach nur mit Mühe bewegen. Er wurde aber trotzdem erst zwei Wochen später in der Umgebung aufgegriffen.

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Opferbiografie: Augustyn Krzyz, Ausschnitt aus Krankenakte
Ausschnitt aus der Krankenakte von Augustyn Krzyż. Die einzigen auf Deutsch getätigten Einträge betreffen einen Fluchtversuch und seine Ermordung. Quelle: Archiwum Państwowe Gdańsk Oddział w Gdyni 2830/3376.

Dies hinderte ihn nicht, bei einem versuchten Ausbruch in der Nacht vom 9. zum 10. September 1939 mitzumachen. Dieser wurde jedoch durch polnische Pfleger vereitelt, als die Patienten versuchten, auf das Dach zu gelangen und von dort aus die Anstaltzu verlassen. Krzyż und drei andere Patienten wurde in Zellen gesteckt. Krystyna Szwentnerowa zufolge, die allerdings keine Quellen für ihre Angaben nennt, sandten die alarmierten deutschen Machthaber am Morgen des 10. September 1939 die drei »SS-Männer« namens Braunschweig, Otto Haupt und Willy Knott zu den Zellen. Einer der drei Deutschen erschoss dann Krzyż. Die anderen drei inhaftierten Patienten wurden am Leben gelassen. Der letzte Eintrag in der Krankenakte, getätigt am 10. September 1939, lautet: »Wegen Fluchtversuch und Sabotage hingerichtet um 11 Uhr vormittag.« 1


Fußnoten

  1. Archiwum Państwowe Gdańsk Oddział w Gdyni 2830/3376. [back...]

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