Neinstedter Anstalten(Evangelische Stiftung Neinstedt)

Heil- und Pflegeanstalt in Thale

Adresse:

Lindenstraße 2
06502 Thale
Deutschland

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Fax: 03947 99 199
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Denkmal

Über diesen Ort

1850 errichteten Marie und Phillip Nathusius ein Knabenrettungs- und ein Brüderhaus in Neinstedt am Harz. Im Jahr 1861 kam das Eisabethstift für Menschen mit gesitiger Behnderung hinzu. 1921 bot die Einrichtung 650 Plätze. Formal bestanden die Neinstedter Anstalten aus den beiden selbstständigen Stiftungen Lindenhof für die Erziehungs- und der Elisabethstiftung für die Behindertenarbeit.

Zwangssterilisationen und Aktion T4

Die Sparmaßnahmen des Jahres 1932 brachten auch die Neinstedter Anstalten "in ernste Not"1Ab 1934 bis zum Anfang der 1940er-Jahre wurden zahlreiche Bewohner zwangssterilisert. Man brachte sie dazu in das Städtische Krankenhaus Quedlinburg. Ein Jahr zuvor war der bisherige Vorsteher abgesetzt worden und bereits 1938 wurden 73 Bewohner in die Provinzialanstalt Jerichow verlegt. 1939 wurden 22 aus dem Saarland Evakuierte aufgenommen.2

Insgesamt 457 Bewohner kamen ab Ende Januar  in die als Zwischenanstalt für Bernburg fungierende Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz.  Am 24. März 1941 wurden 80 Männer und  am 31. März 75 Frauen direkt  in die T4-Tötungsanstalt Bernburg deportiert. Insgesamt wurden 78% der aus den Neinstedter Anstalten nach Altscherbitz gebrachten Bewohner in Bernburg ermordet. Nach dem Ende des Betriebes der T4-Tötungsanstalten wurden bis in den Februar 1942 noch weitere Bewohner in die Anstalten Uchtspringe, Pfafferode, Uchtspringe, Hoym und Altscherbitz gebracht. Gleichzeitig wurden von 1938-1943 532 neue Heimbewohner aufgenommen.3

Gedenken

Ab Mitte der 1980er-Jahre begann man in Neinstedt damit, Zeitzeugen zu befragen. Problematisch war dabei, dass das in der NS-Zeit führende Personal nicht mehr lebte. 1991 wurde an der Lindenhofkirche Neinstedt ein Denkmal eingeweiht. Am 20. September 2015 fand die Aufführung eines Requiems für die Opfer der NS-"Euthanasie"-Verbrechen statt. 

Bild
neinstedt_denkmal.jpg
Euthanasiedenkmal der Neinstedter Anstalten von 1993.

Fußnoten

  1. Pastor H. Büchsel: Festansprache auf dem Jahresfest des Lindenhofes am 9. August 1933“, In: Blätter vom Lindenhof, Nr. 2/September 1933, S. 1 ff, zitiert nach: Jürgen Wieggrebe „Entlassen: Altscherbitz“ - Zwangssterilisation und „Euthanasie“ an Bewoh-nern der Neinstedter Anstalten 1934 - 1943, in: Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt (Hg.), Psychiatrie des Todes NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Freistaat Anhalt und in der Provinz Sachsen Teil 1, S. 60-74, hier S. 62. [back...]
  2. nach: Harald Jenner, Joachim Klieme (Hg.), Nationalsozialistische Euthanasieverbrechen und Einrichtungen der Inneren Mission - Eine Übersicht, Reutlingen, 1997, S. 141-142. [back...]
  3. Ebda. [back...]

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