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Heil- und Pflegeanstalt Ansbach(Bezirksklinikum Ansbach)
Heil- und Pflegeanstalt in Ansbach
Über diesen Ort
Das Klinikum in Ansbach wurde als "Kreisirrenanstalt" im Jahr 1902 eröffnet. Neun Jahre später erfolgte die Umbenennung in Heil- und Pflegeanstalt. 1966 wurde die Anstalt in Bezirkskrankenhaus umbenannt, bevor es 2002 den Namen "Bezirksklinikum Ansbach" erhielt. Im Jahr 2005 wurde es schließlich Teil des neuen Kommunalunternehmens "Bezirkskliniken Mittelfranken".
Aktion T4 und Kinder-"Euthanasie"
Aus der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach wurden 889 Patienten abgeholt und in T4- Tötungsanstalten verlegt; darunter waren auch 18 Jugendliche von 14-19 Jahren. Nach dem Ende der Morde in den sechs T4-Tötungsanstalten wurden Patienten in Bayern und so auch in Ansbach durch den gezielten Einsatz einer Hungerkost getötet; jedoch darf nicht übersehen werden, dass bereits zeitgleich zur Aktion T4 Patienten an Hunger starben. Ab 1943 wurden auch Zwangssterilisationen von Patienten durchgeführt (überprüfen!)
Die Ermordung von Kindern in Ansbach begann im Dezember mit der Einrichtung einer Kinderfachabteilung, nachdem bereits im April 1941 Kinder in die Anstalt und im August 1942 Kinder aus der Anstalt nach Kaufbeuren gebracht und dort überwiegend getötet wurden. Der leitende Arzt Dr. Hubert Schuch wollte zuerst eine solche Einrichtung in Ansbach nicht, liess sich aber umstimmen, nachdem er mit Hans Hefelmann, einem der Hauptverantwortlichen für die NS-"Euthanasie"-Verbrechen, die Kinderfachabteilung in Brandenburg-Görden besichtigte. Am 1. Dezember wurde das erste Kind in Ansbach aufgenommen, das dem Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden gemeldet worden war.
„Kindereuthanasie“ während der nationalsozialistischen Diktatur: Die „Kinderfachabteilung“ Ansbach in Mittelfranken
Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 50 (2001) 3, S. 192-210, hier S. 203.
Insgesamt wurden 303 Kinder aufgenommen, 156 starben. In mindestens 86 Fällen wurde die Gehirne entnommen und an die Pathologische Abteilung der Anstalt Eglfing-Haar und von dort weiter an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Psychiatrie in München geschickt. Hauptverantwortliche waren der Leiter der Anstalt, Dr. Schuch sowie Dr. Irene Asam-Bruckmüller und Dr. Prießmann.
Juristische Aufarbeitung und Gedenken
Keiner der Verantwortlichen für die Ermordung der Kinder in Ansbach wurde verurteilt. Dr. Asam-Brückmüller wurde 1946 durch den amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg als Zeugin vernommen. Im Jahr 1947 begann die Staatsanwaltschaft München mit Ermittlungen gegen Dr. Schuch, die bereits ein Hahr später eingestellt wurden. Die Begründung der Staatsanwaltschaft gibt zu erkennnen, dass dem Beschuldigten umstandslos geglaubt wurde; auch finden sich zahlreiche Behinderte abwertende und die Morde legitmierende Begriffe in dem Dokument:
"Soweit es sich um die angebliche Tötung von Kindern handelt, die auf der tiefsten Stufe der Idiotie standen und dazu meist noch schwere körperliche Mißbildungen u.a. aufwiesen, so mag zwar die relativ hohe Zahl von Todesfällen in der Zeit von 1942 bis 1945 auffallen. Es starben vom 1.1.1942 bis zum 18.4.1945 in der Heil- und Pflegeanstalt 111 Kinder unter 14 Jahren. Es ist hierbei jedoch zu berücksichtigen, daß in der betreffenden Zeit aus einer Reihe anderer Anstalten, die geschlossen wurden, gerade Kinder von schlechtester gesundheitlicher Verfassung in größerer Zahl in die Ansbacher Anstalt eingeliefert wurden, sodaß sich das Ansteigen der Sterblichkeitszahl zwangsläufig ergab. Von Bedeutung war dabei natürlich auch die damals immer schwieriger werdende Ernährungs- und Versorgungslage, insbesondere der Mangel an Medikamenten. In keinem Falle ist Tötung durch Einspritzung von Luminal u.a. festzustellen. Weitere Ermittlungen in dieser Hinsicht dürften aussichtslos sein.“1
15 Jahre später wurden Schuch und Asam-Bruckmülller als Zeugen in dem Limburger Verfahren gegen Hans Hefelmann vernommen, auch hier sagten sie aus, nichts über die Ermordung von Kindern zu wissen- dennoch nahm die Staatsanwaltschaft Ansbach wieder Ermittlungen auf, stellte sie aber bis 1968 wieder ein. Auch das Verfahren gegen den Arzt Josef Hofmann wurde eingestellt. Dr. Asam Bruckmüller starb im Jahr 2000, der ebenfalls belastete Arzt und stellvertretende Anstaltsleiter Dr. Prißmann hatte sich den Ermittlungen bereits 1946 durch Suizid entzogen.
Noch in den 1980er Jahren hingen Porträts der durch die Gnade der Justiz ihrer Strafe entgangenen Ärzt in´m Verwaltungsgebäude des Klinikums, sie wurden erst 1988 auf Antrag der grünen Fraktion im Bezirkstag entfernt. 1992 wurde eine Tafel zur Erinnerung an die Verbrechen angebracht; seit 2002 erinnert ein kleines Museum im Krankenhaus auch an die NS-"Euthanasie"-Verbrechen vor Ort.
Im Jahr 2012 wurde ein Denkmal, gestaltet von der Nürnberger Künstlerin Meide Büdel, aufgestellt. In einem Flyer der Gruppe "Feld 22" und der Initiative Selbstbestimmt Leben Deutschland e.V. heisst es dazu:
"Die Stahltafel neigt sich unter der Last des Geschehenen. Auf der bleiernen Oberfläche sind 2007 Striche von der Künstlerin von Hand eingraviert. Die Strichliste symbolisiert die „Bürokratisierung“ der Morde, die Menschen wurden quasi „abgehakt“. Jeder Strich ist aber anders und steht für das individuelle Schicksal einzelner Personen und für das Gedenken an jede einzelne."
Fußnoten
- Verfahren 1 Js 5689/47 beim LG Ansbach gegen Hubert Schuch wegen Tötung von Kranken in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach, zitiert nach Nedoschill, Jan und Castell, Rolf „Kindereuthanasie“ während der nationalsozialistischen Diktatur: Die „Kinderfachabteilung“ Ansbach in Mittelfranken Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 50 (2001) 3, S. 192-210, hier S. 207.[back...]
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