T4-Tötungsanstalt Hartheim

T4-Tötungsanstalt in Hartheim

Adresse:

4072 Hartheim
Österreich

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Öffnungszeiten:
Mo und Fr 09.00 - 15.00 Uhr
Di bis Do 09.00 - 16.00 Uhr
Sonn- und Feiertag 10.00 - 17.00 Uhr
Samstag geschlossen
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Führungen Workshops Ausstellung
Gedenkort Historische Orte: T4-Tötungsanstalt Hartheim.jpg

Über diesen Ort

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das bedeutende Renaissanceschloss aus dem 17. Jahrhundert dem Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein von den Fürsten Starhemberg geschenkt. Es wurde eine "Anstalt für Schwach- und Blödsinnige, Idioten und Cretinöse", so der damalige Sprachgebrauch, eingerichtet. Bis 1940 wurden dort von den Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul behinderte Menschen gepflegt. Mit dem "Anschluß" Österreichs an das Deutsche Reich kam die Einrichtung unter die Aufsicht der Abteilung für Fürsorge der Gauselbstverwaltung

Vorgeschichte

Hartheim als T4-Tötungsanstalt

Im März 1940 kamen die Bewohner des Schlosses in die Anstalten Niedernhart und Baumgartenberg. Vor Ort wurden Mitarbeiter angeworben die unter der Leitung des Maurermeisters Erwin Lambert von der T4-Zentrale in Berlin Umbauarbeiten im Schloss durchführten. Die Berliner Firma Kori lieferte Krematoriumsöfen. Ein Raum wurde als Gaskammer hergerichtet und mit einer Luftschutztür sowie einem Guckloch versehen. Weitere Mitarbeiter trafen aus Berlin ein, darunter der Büroleiter Christian Wirth, der später Inspekteur der Lager der Aktion Reinhard im besetzten Polen wurde.

Aktion 14f13

Gedenken

Im Jahr 1969 wurde im Schloss eine erste Gedenkstätte eingerichtet. Zuvor hatten ab 1945 vor allem Flüchtlinge und Hochwassergeschädigte im Schloss gelebt. 1997 fasste das Land Oberösterreich den Entschluß, die ehemalige T4-Tötungsanstalt zu einem Lern- und Gedenkort umzugestalten, was nach umfangreichen Renovierungsarbeiten dann auch im Jahr 2003 geschah. Heute befindet sich dort die Ausstellung "Wert des Lebens".

Im Juni 1941 begutachtete eine Ärztekommission Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen, aus dem dann ab Juli 1941 Transporte in Hartheim eintrafen. Im September fuhr die Kommission in das Lager Dachau, wo etwa 2000 Häftlinge selektiert wurden. Nach einer Pause wurde die Aktion 14f13  im April 1944 wieder aufgenommen und bis Ende des Jahres weitergeführt. Über 3000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen wurden in dieser Phase in Hartheim ermordet, unter ihnen waren viele ungarische Juden und sowjetische Kriegsgefangene. Ebenso wurden einige der in der Anstalt Mauer-Öhling aufgenommenen 124 Zwangsarbeiter aus Polen und der Sowjetunion  wohl in Hartheim ermordet.

In der ersten Maihälfte des Jahres 1940 traf der erste Transport in der Tötungsanstalt ein: Patienten der Anstalt Niedernhart wurden mit Bussen durch das Tor des Schlosses in den Arkadenhof gefahren. Im Entkleidungsraum im Nordflügel des Schlosses mussten sich die Opfer ausziehen. Pfleger führten die Patienten dann in den so genannten Aufnahmeraum im Erdgeschoss, wo ein Arzt die Identität der Opfer feststellte. Als "medizinisch interessant" geltende Fälle wurden in einer Fotoecke fotografiert. Nach dem Ende dieser Prozedur führten die Pfleger die nackten Patienten in die Gaskammer, die etwas 25 Quadratmeter groß und als Baderaum mit Duschköpfen getarnt war. Bis zu 60 Menschen, manchmal noch mehr, wurden in den Raum gepfercht. Nach dem Verschließen der luftdichten Türen ließen Dr. Lonauer oder Dr. Renno CO-Gas aus dem Nebenraum einströmen. Nach ca. 10-15 Minuten waren die Menschen in der Gaskammer tot; der Raum wurde noch eine Stande lang entlüftet, bevor so genannte Brenner die Leichen in den Totenraum schleiften und ihnen dort - falls vorhanden- die Goldzähne ausbrachen. Opfern, die als "medizinisch interessant" galten, wurden die Gehirne entnommen und nach Wien geschickt. Die Leichen wurden dann verbrannt. Knochen zerkleinerte man in einer Knochenmühle. Ein Teil der Asche wurde in Urnen gefüllt, ein größerer Teil in Säcken zur nahe gelegenen Donau gefahren und dort entleert. Später wurde die Asche an der Ostseite des Schlosses vergraben 

Die Opfer kamen großteils aus österreichischen Anstalten. An die einhundert österreichische Einrichtungen, in denen behinderte und psychisch kranke Menschen lebten wurden erfasst. Die Hartheimer Ärzte Lonauer und Renno fuhren persönlich an viele dieser Orte und registrierten dort die Bewohner. Dazu kamen noch Patienten aus Bayern; auch aus Böhmen kamen Transporte. Im zeitlichen Ablauf lässt sich feststellen, dass der Schwerpunkt vom Frühling 1940 bis zum September 1940 im Osten des ehemaligen Österreich lag und sich dann nach Süden und im Winter 1940 nach Westen ausdehnte. Die Transporte kamen überwiegend mit der Bahn bis zum Linzer Hauptbahnhof, wo die sodort zu tötenden Patienten mit Bussen nach Hartheim gefahren wurden. Der Rest kam vorübergehend in die Anstalt Niedernhart. 

Nach dem vorgeblichen Ende der Aktion T4 im August 1941 wurde das Mordgeschehen in Hartheim weiterhin bürokratisch abgewickelt. Im Januar 1942 nahmen einige Mitarbeiter an der von der Organisation Todt durchgeführten Hilfsaktion an der Ostfront in der Gegend um Minsk, Smolensk und am Peipussee teil. Es besteht der Verdacht, dass sie dabei auch schwerverletzte deutsche Soldaten töteten, deis konnte jedoch nie bewiesen werden. Zahlreiche frühere Hartheimer Täter wechselten zur Aktion Reinhard und stellten die Mannschaften inden Lagern Treblinka, Sobibor und Belzec, darunter war auch der Brenner Hubert Gomerski

Ende der Morde

Als im Sommer 1943 die Villa an der Berliner Tiergartenstraße 4 schwer beschädigt wurde, zogen Teile der Verwaltung des NS-"Euthanasie"-Programmes nach Hartheim und in eine Erholungsstätte für deren Mitarbeiter, das Haus Schoberstein am Attersee. Hinter dem Schloss Hartheim wurde eine Baracke aufgestellt, in der die Berliner Zentralstelle arbeitete. Die Baracke stand zuvor hinter der Villa in der Tiergartenstraße. Vom Oktober bis Dezember 1944 wurden die meisten Akten in einer Papiermühle zerstört oder in die letzten Dienstsitze der Aktion T4 in Bad Schönfließ in der Neumark gebracht. Eine Gruppe von Häftlingen aus Mauthausen beseitigte die baulichen Spuren der Tötungsanstalt. Ebenso zur Tarnung wurde ein Kinderheim im Schloss eingerichtet.

Juristische Aufarbeitung

Im Juni 1945 traf das War Crime Investigation Team No. 6824 der U.S. Army ein. Dieses wurde von Major Charles H. Dameron angeführt und begann mit einer Unrersuchung der Massenmorde in Hartheim. Das Team fand unter anderem die so genannte "Hartheimer Statistik", ein 39-seitige Heft, in dem ein Mitarbeiter der Aktion T4 die Opferzahlen in den T4-Tötungsanstalten und die daraus resultierenden Kosteneinsparungen vermerkte. Für Hartheim wurde die Zahl 18269 angegeben. Aus der Tätigkeit des Teams resultierte der "Dameron-Report", der später in zahlreichen Prozessen und Ermittlungsverfahren herangezogen wurde.

Vor dem Volksgericht Linz fanden 1946 bis 1948  Prozesse gegen Hartheimer Täter statt. Vier Pfleger verurteilt, die Mehrzahl der 61 Verdächtigen aber gar nicht angeklagt bzw. frei gesprochen. Die Akten zu diesem Prozess liegen im Landesarchiv Oberösterreich in Linz.

In Frankfurt/Main führte die Generalstaatsanwaltschaft einen Prozess gegen Dr. Georg Renno, der insgesamt ab Beginn der Vorermittlungen bis 1975 dauerte. Renno konnte sich einem Urteil durch vorgetäuschte Krankheiten entziehen. Die Akten zu diesem Verfahren leigen im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. 

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