Hubert Gomerski
Eisendreher , Massenmörder aus Frankfurt/Main (Hessen)
geb.
in
Schweinheim (Aschaffenburg) (Bayern)
gest.
in
Frankfurt/Main (Hessen)
Eisendreher , Massenmörder aus Frankfurt/Main (Hessen)
geb.
in
Schweinheim (Aschaffenburg) (Bayern)
gest.
in
Frankfurt/Main (Hessen)
Geboren wurde Hubert Gomerski am 11. November 1911 in Schweinheim bei Aschaffenburg.
Sein Vater war Werksmeister, Hubert das sechste von neun Kindern. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Lehre als Eisendreher, die er 1927 abschloss. Die nächsten zwölf Jahre arbeitete er in diesem Beruf bei verschiedenen Firmen. 1931 trat er in die NSDAP ein, 1934 in die Allgemeine SS. Nach Kriegsbeginn wurde der nun 28-jährige Wehrpflichtige im November 1939 zur Waffen-SS eingezogen und mit der 8. SS-Totenkopfstandarte in Krakau stationiert, aber schon im Januar 1940 zur Polizeireserve nach Berlin abkommandiert.
Dort wurde er wenige Monate später in die Personalabteilung der ›Euthanasie‹-Zentrale bestellt, die unter dem unscheinbaren Namen »Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege« auftrat, wurde dort für die Mordaktion rekrutiert und zum Schweigen verpflichtet.
Die erste Station seiner Tätigkeit im Rahmen der ›Euthanasie‹-Morde war die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. Nachdem er dort zunächst mit Büroarbeiten befasst war, wurde Hubert Gomerski bald auch zur Leichenverbrennung herangezogen, eine Tätigkeit von der er später behaupten sollte, sie stets nur einige Male aushilfs- oder vertretungsweise wahrgenommen zu haben.
Die so genannten »Brenner« arbeiteten in den Tötungszentren direkt bei den Gaskammern. Nach dem eigentlichen Tötungsvorgang – dem Öffnen der Druckventile für die Gaszufuhr durch die Ärzte, dem minutenlangen Todeskampf der Opfer und dem anschließenden Entlüften der Kammer – hatten sie die Leichen aus der Gaskammer zu zerren und in den Verbrennungsöfen einzuäschern. Sie bekamen dafür neben ihren sonstigen Sonderzulagen auch tägliche Extrarationen Schnaps.
Gomerski, der sich zwei Jahre zuvor bei einem Autounfall eine Armverletzung zugezogen hatte und deshalb keine schweren körperlichen Arbeiten verrichten konnte, wurde angeblich meist an den Verbrennungsöfen eingesetzt, um diese mit Koks zu beheizen. Anfangs rief seine Tätigkeit als »Brenner« bei ihm unweigerlich Ekel hervor, führte zu schwerer Übelkeit und Schlaflosigkeit. Als er sich unter Berufung auf seinen verletzten Arm für derartige Betätigungen als ungeeignet erklärte und um seine Rückversetzung zur Truppe bat, wurde er streng und lautstark vor dem gesamten Anstaltspersonal öffentlich gemaßregelt. Nur wenig später bestellte man ihn in die Zentrale der ›Aktion T4‹ nach Berlin, wo er für einige Tage unter Hausarrest gestellt und unter Drohungen zur Disziplin gerufen wurde.
Es folgte seine Versetzung in die ›Euthanasie‹-Anstalt Hadamar. Anfangs arbeitete er dort als Schlosser in der Werkstatt, stand jedoch schon bald wieder zum Koksschaufeln an den Verbrennungsöfen.
Nach Beendigung der ersten Mordphase und dem Einstellen der Vergasungen in Hadamar und den anderen Tötungszentren der ›Aktion T4‹ gehörte Gomerski zu jener Gruppe aus Angehörigen des ›T4‹-Personals, die in die Vernichtungslager der ›Aktion Reinhard‹ versetzt wurden. Im April 1942 kam er nach Sobibor, das damals noch im Aufbau begriffen war und wo er bis zur Auflösung des Lagers im Oktober 1943 blieb. Hier wurde er Weihnachten 1942 zum SS-Unterscharführer befördert. Während des Häftlingsaufstandes am 14. Oktober 1943 befand er sich im Urlaub.
Gomerski war in Sobibór zunächst zuständig für die Ausbildung und Überwachung der ukrainischen Wachmannschaften, führte aber bald auch die Aufsicht über das »Lager III«, in dem die Gaskammern standen. Bei der Ankunft von Deportationszügen leitete er mittels einer Lorenbahn den Transport von Kranken und Gebrechlichen, die nicht zu Fuß zu den Gaskammern getrieben werden konnten. Oft gab er sich im weißen Kittel als angeblicher Arzt aus und versuchte die Opfer über ihre bevorstehende Ermordung zu täuschen, indem er ihnen erzählte, sie kämen zum Baden.
Unter den Häftlingen war Gomerski als äußerst brutaler und besonders gefährlicher SS-Mann gefürchtet, der zahlreiche Menschen wahllos erschoss oder durch grausame Handlungen ermordete.
Im Herbst 1943 wurde er zusammen mit anderem Wachpersonal aus den Vernichtungslagern der ›Aktion Reinhard‹ nach Italien verlegt, um dort als »Einheit R« in der »Operationszone Adriatisches Küstenland« zur Verfolgung von Juden sowie zur Bekämpfung politischer Gegner und Partisanen eingesetzt zu werden.
Nach Kriegsende zunächst wegen seiner Zugehörigkeit zur SS in einem alliierten Internierungslager inhaftiert, kam Hubert Gomerski im Zuge strafrechtlicher Ermittlungen gegen das ehemalige Personal der Tötungsanstalt Hadamar im November 1946 in Untersuchungshaft. In dem anschließenden Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main wurde Gomerski am 21. März 1947 »aus Mangel an Beweisen« vom Vorwurf des Mordes oder der Beihilfe zum Mord freigesprochen und im Juli aus der Haft entlassen. Danach arbeitete er als Kraftfahrer.
Wenig später folgte ein weiteres Gerichtsverfahren gegen ihn, diesmal wegen der in Sobibor begangenen Verbrechen, bei dem der Angeklagte jede direkte Tatbeteiligung hartnäckig bestritt. Am 25. August 1950 wurde er »wegen Mordes in einer unbestimmten Anzahl von Fällen« zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt.
1972 wurde er aus der Haft entlassen und der Prozess aufgrund eines Revisionsverfahrens wieder aufgenommen, das Urteil gegen Gomerski im Jahr 1977 auf 15 Jahre Haft reduziert. Eine erneute Wiederaufnahme des Verfahrens wurde aufgrund von Verhandlungsunfähigkeit 1981 vorläufig und 1984 endgültig beendet. Gomerski lebte bis zu seinem Tod am 28. Dezember 1999 in Frankfurt am Main.
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